Schnel­le­re Pa­ti­en­ten­ret­tung im Ka­ta­stro­phen­fall

Die Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phe im ver­gan­ge­nen Juli hat de­mons­triert, dass auch hier­zu­lan­de Ka­ta­stro­phen ein­tre­ten kön­nen, in denen ein Kran­ken­haus schnell eva­ku­iert wer­den muss – ein wei­te­res Bei­spiel wäre ein Feuer im Kran­ken­haus. Um für sol­che Fälle bes­tens vor­be­rei­tet zu sein, be­kommt das Kli­ni­kum Bremerhaven-​Reinkenheide (KBR) acht Eva­ku­ie­rungs­stüh­le, davon zwei als Spen­de vom För­der­ver­ein.

Bei einer Feu­er­wehr­übung im KBR hatte sich her­aus­ge­stellt, dass es sinn­voll ist, für den Not­fall­trans­port von Per­so­nen mit ein­ge­schränk­ter Mo­bi­li­tät statt auf Eva­ku­ie­rungs­tü­cher auf Eva­ku­ie­rungs­stüh­le zu­rück­zu­grei­fen. Denn der Ein­satz von Eva­ku­ie­rungs­tü­chern zeig­te sich als schwer prak­ti­ka­bel, da jedes Bett immer mit einem sol­chen Tuch aus­ge­rüs­tet sein müss­te. Eva­ku­ie­rungs­stüh­le hin­ge­gen kön­nen schnell und ein­fach für viele Per­so­nen nach­ein­an­der ein­ge­setzt wer­den. Daher schafft das Kli­ni­kum nun sechs Eva­ku­ie­rungs­stüh­le an. Tho­mas Kruse, kauf­män­ni­scher Ge­schäfts­füh­rer des Kli­ni­kums, be­grün­det die Aus­ga­be: „Pa­ti­en­ten­si­cher­heit hat für uns stets die höchs­te Prio­ri­tät – das gilt auch im Falle eines Er­eig­nis­ses, wie etwa einem Brand. Eva­ku­ie­rungs­stüh­le hel­fen uns, in so einem Sze­na­rio ins­be­son­de­re bett­lä­ge­ri­ge Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten schnellst­mög­lich in Si­cher­heit zu brin­gen.“ Zwei wei­te­re Eva­ku­ie­rungs­stüh­le im Wert von knapp 2.200 Euro spen­de­te der För­der­ver­ein des Kli­ni­kums.

Kürz­lich fand die Über­ga­be der ge­spen­de­ten Stüh­le durch Wil­fried Töp­fer, Chris­tia­ne Gan­schow und Die­ter Baass aus dem Vor­stand des För­der­ver­eins statt. Der Vor­sit­zen­de, Stadt­rat a.D. Töp­fer, be­grün­det die Spen­de: „Wir als För­der­ver­ein sprin­gen gerne dort in die Bre­sche, wo not­wen­di­ge An­schaf­fun­gen nicht mit dem re­gu­lä­ren Bud­get für die täg­li­che Ar­beit ab­ge­deckt wer­den kön­nen.“ Eva­ku­ie­rungs­stüh­le wer­den zwar sel­ten, hof­fent­lich nie, ein­ge­setzt; aber umso wich­ti­ger sei ihr Vor­han­den­sein, wenn sie tat­säch­lich be­nö­tigt wer­den, so Töp­fer wei­ter.

Übergabe der Evakuierungsstühle: Dieter Baas, Wilfried Töpfer, Jörg Fierlings, Christiane Ganschow, Jürgen Breuer
Demonstration eines Transports über die Treppe: Jürgen Breuer, Christiane Ganschow, Wilfried Töpfer, Jörg Fierlings, Dieter Baas

De­mons­tra­ti­on eines Trans­ports über die Trep­pe. V.l.n.r.: Jür­gen Breu­er, Chris­tia­ne Gan­schow, Wil­fried Töp­fer (sit­zend), Jörg Fier­lings, Die­ter Baas

 

Ein Eva­ku­ie­rungs­stuhl er­leich­tert durch seine Wen­dig­keit und sein ein­fa­ches Hand­ling die Eva­ku­ie­rung von nicht geh­fä­hi­gen Per­so­nen, auch in Trep­pen­häu­sern und in engen Pas­sa­gen. „In ers­ter Linie den­ken wir an Brand­fäl­le, bei denen Pa­ti­en­tin­nen und Pa­ti­en­ten schnell in den nächs­ten Brand­schutz­be­reich ge­bracht wer­den müs­sen, also hin­ter die nächs­te Brand­schutz­tür auf der­sel­ben Etage“, er­klärt Jörg Fier­lings, Chef­arzt der Kli­nik für Akut- und Not­fall­me­di­zin am KBR. Dabei sei es das Al­ler­wich­tigs­te, mög­lichst schnell mög­lichst viele Per­so­nen aus der Ge­fah­ren­zo­ne zu brin­gen, und hier­bei seien die Stüh­le un­schlag­bar, so Fier­lings wei­ter. Mit Hal­te­gur­ten kann der Pa­ti­ent bzw. die Pa­ti­en­tin dabei fi­xiert wer­den, um Ver­let­zun­gen zu ver­mei­den. Dies er­leb­te Töp­fer bei der Über­ga­be der Eva­ku­ie­rungs­stüh­le aus Sicht des zu Ret­ten­den: „Als ich im Eva­ku­ie­rungs­stuhl die Trep­pe hinab trans­por­tiert wurde, habe ich mich die ganze Zeit si­cher ge­fühlt,“ be­rich­tet Töp­fer. Durch die mit Gummi-​Raupen be­stück­ten Kufen glei­tet der Stuhl ganz gleich­mä­ßig die Stu­fen hinab.

Als er­fah­re­ner Not­fall­me­di­zi­ner freut sich Fier­lings be­son­ders über die Spen­de: „Dies ist ein wert­vol­les Hilfs­mit­tel, im Not­fall die Pa­ti­en­ten und Pa­ti­en­tin­nen mög­lichst schnell und un­kom­pli­ziert zu ret­ten. Sogar zier­li­che Kol­le­gin­nen kön­nen damit schwer­ge­wich­ti­ge Pa­ti­en­ten trans­por­tie­ren.“ Denn Kran­ken­haus­brän­de sind zwar sel­ten, aber nicht un­mög­lich: Al­lein im lau­fen­den Jahr ge­scha­hen laut einer Sta­tis­tik des Bun­des­ver­bands Tech­ni­scher Brand­schutz e.V. in Deutsch­land 49 Brän­de in Kran­ken­häu­sern mit ins­ge­samt 86 Ver­letz­ten und drei Toten. Sein Kol­le­ge Jür­gen Breu­er, Lei­ter Tech­nik und Bau des Kli­ni­kums, er­gänzt: „Wir hof­fen na­tür­lich, dass es hier nie zu einer der­ar­ti­gen Ka­ta­stro­phe kom­men wird, weder durch Was­ser noch durch Feuer, aber wir wol­len für den Not­fall gut ge­rüs­tet sein.“

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